Robert Seidel: Alles gut

13. September – 18. Oktober 2025
Eröffnung im Rahmen des Rundgangs der SpinnereiGalerien:
13. September, 11 – 19 Uhr
14. September, 11 – 16 Uhr

„Alles gut“ – was hiesse das eigentlich? Robert Seidel wählt einen Titel für seine Ausstellung, der nicht unbedingt beschreibt, wie die Gesamtwetterlage derzeit empfunden wird. Wir erleben Krisen, Umbrüche und heftige Debatten, die in vielen Punkten erbittert geführt werden. Im Alltag hingegen hat die Floskel „alles gut“ inzwischen Einzug gehalten und signalisiert Nachsicht, Beschwichtigung, eine gewisse Großzügigkeit und dass irgendwas oder alles gar nicht so schlimm sei.

Die Bilder von Robert Seidel zeigen Häuser, Menschen, Archive, Setzkästen, Embleme und architektonische Ikonen. Seine Stillleben reduziert er mitunter auf die Darstellung eines einzelnen, zentral gesetzten Objektes. „Leipzig“ listet Gebäude und Orte der Stadt auf, in der er studiert hat und lebt. Die Serie „Teile“ komponiert einzelne Aspekte Leipzigs, die klar wiedererkennbar sind und die hiesige Geschichte und insbesondere die Kunstgeschichte aufgreifen.
Es habe lange gedauert, diesen Schritt zu machen, sich mit dieser Stadt als Heimat und als Matrix seiner künstlerischen Entwicklung malerisch auseinander zu setzen, sagt Seidel. Denn Stadt ist Gemeingut, und der persönliche Blick darauf wird immer überprüft, hinterfragt und verglichen werden mit den individuellen Erfahrungen der Betrachtenden.
Zugleich ist ein Bild von Stadt immer nur eine Momentaufnahme. Gegenwart und Erinnerung, private Momente und historische Ereignisse verweben sich ineinander.

So kombiniert auch die Ausstellung Dokumentarisches mit Persönlichem, etwa sensible Porträts von Menschen und insbesondere Stillleben von Rosen, die in einer Vase den Höhepunkt ihrer Blüte erleben. Und schon die Köpfe neigen unter der Last der prallen Reife.
So wie die Blumen verblühen werden und die Menschen altern, so beginnt auch Putz von den Häusern zu bröckeln, die Stadt ihr Gesicht zu verändern und Erinnerungen zu verblassen.
„Alles gut“ erzählt achtsam und respektvoll vom Hier und Heute. Davon, dass alles im Wandel ist. Robert Seidels liebevoller Blick erlaubt uns, ihn zu begleiten, aber auch den Blick zu schärfen für unser eigenes Verwobensein in die Welt, die Stadt und die Zeit, die verstreicht.

 

Robert Seidel (* 1983 in Grimma) lebt und arbeitet in Leipzig. Er studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Neo Rauch und schloss dieses als Meisterschüler ab.
Aktuell ist er in der Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ im DAS MINSK, Potsdam zu sehen. Im Oktober 2025 nimmt er am Artist in Residency Programm des CCA Andratx, Mallorca teil.
2018 gewann er den Travel Award der London National Portrait Gallery, eine anschliessende Ausstellung tourte durch die Scottish National Portrait Gallery, Edinburg, Winchester Discovery Centre, National Portrait Gallery, London u.a.. Er hat zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, und Österreich gezeigt sowie verschiedene Stipendien und Preise erhalten, etwa das Marianne-Defet-Stipendium für Malerei (Nürnberg), De-Ateliers Stipendium (Amsterdam), Artist in Residence, ESMoA, Los Angeles.