Andrzej Steinbach: The Parallax View

24. Juni – 23. Juli 2016

Eröffnung:
24. Juni,  18:00 – 21:00 Uhr

Die Perspektive der Betrachtung bestimmt die Wahrnehmung. Das gilt für räumliche, aber auch für kulturelle, soziale und politische Bedingungen und ebenso für den Zeitpunkt, von dem aus Ereignisse betrachtet werden, die etwa in der Vergangenheit liegen. Verändert sich die Position des Betrachters, scheinen sich die Objekte vor ihrem Hintergrund zu verschieben. Diese Tatsache wird als Parallaxe bezeichnet.
Andrzej Steinbach zeigt in „The Parallax View“ Arbeiten, die auf unterschiedliche Weise eine Verschiebung der Perspektive vornehmen bzw. provozieren.
„Funke“ ist eine dreiteilige Audio-Installation, die Ereignisse einer politisch linken Geschichtsschreibung thematisiert. In der Verfremdung und der Neuinszenierung des historischen Materials wird ein Zugang unter heutigen Bedingungen möglich, die Situation aus neuer Perspektive anders lesbar. Die fotografische Arbeit „Ordinary stones / Einfache Steine“ zeigt nicht nur Steine. Während diese Steine selbst bereits alles mögliche sein können – geologische Studienobjekte, Bausteine, Artefakte oder auch Waffen – ergänzt Steinbach sie mit eine Reihe von Kleidungsstücken. Jacken, die als zweite Haut den Menschen schützen, uniformieren, ihm als modisches oder politisches Statement dienen, stellen im Kontext der Serie die Eindeutigkeit ihrer Lesbarkeit in Frage. Eine Jacke ist nur eine Jacke und ein Pflasterstein nur ein Straßenbau-Werkstoff? Eben nicht. Ein Plattenspieler ist in diesem Sinne auch nicht nur ein Musikabspielgerät. Auf einer der Audiospuren der Installation „Funke“ verliest eine Sprecherin sämtliche Namen der RAF-Mitglieder. Andreas Baader, der 1977 im Gefängnis Stammheim erschossen aufgefunden wurde, hatte in seiner Zelle einen Plattenspieler, in dem eine Pistole versteckt war.

Andrzej Steinbach (*1983 in Czarnków, Polen) absolvierte 2013 sein Diplom an der HGB Leipzig, seit 2015 ist er dort Meisterschüler bei Prof. Heidi Specker.
Er gewann den Marion-Ermer-Preis (2013), den Berenberg Preis für junge Kunst (2015) und den Förderpreis der Wüstenrot Stiftung (2015) und zeigte Einzelausstellungen im Sprengel Museum Hannover, der Spedition Bremen und war zum Beispiel beteiligt an Gruppenausstellungen im KV – Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig, im Kunsthaus Hamburg und dem Fotomuseum Winterthur.